Woran erkennt man, dass man alles richtig gemacht hat? Wenn der Kreml, Viktor Orbán, Donald Trump, der Vatikan und Elon Musk sich darüber echauffieren. Scherz beiseite: Leonardo da Vincis Gemälde „Das letzte Abendmahl“, sofern es bei der Olympia-Eröffnungsfeier überhaupt als Vorbild gedient haben sollte, wurde schon viel krasser persifliert. Erinnert sei an das Fotokunstwerk „Yo Mama’s last Supper“, in dem 2001 eine nackte Frau (!) Jesus darstellte. Die Empörung war mindestens ebenso groß wie heute.
Dabei wurde in Paris am Freitag weder eine religiöse Reliquie geschändet noch eine Kirche entweiht. Was man bei der neuen Diskussion ebenfalls bedenken sollte: Frankreich besitzt mit seinem historisch-politischen Erbe, der Aufklärung und der Französischen Revolution, eine ganz besondere Tradition des Säkularismus und Laizismus. Im Gegensatz zu Deutschland wird bei unseren Nachbarn die vorgeschriebene Trennung von Kirche und Staat tatsächlich gelebt. Was im übrigen immer wieder zu aufgeregten Debatten führt – etwa über die Berechtigung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen. Deren Urheber vom Satiremagazin „Charlie Hebdo“ 2015 den Zorn islamischer Fundamentalisten über die vermeintlich gotteslästerlichen Werke mit dem Leben bezahlten.
Also: ein bisschen mehr Gelassenheit und Rationalität im Umgang mit solchen Parodien im Jahr 2024. Vermutlich liegt die wahre Ursache der ungewohnt großen Erregung ohnehin darin, dass Drag Queens und eine Transperson beteiligt waren – gesellschaftliche Gruppen mit enormem Reizpotenzial. Erst recht für Menschen, die einer jahrhundertealten Sexualmoral folgen.
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