München (ots)
- Diversifikation in neue Märkte und vom Automobilbereich sind für über 75 Prozent der Befragten entscheidend.
- Die größten Herausforderungen für den automobilen Mittelstand bestehen in Preisdruck (66%) und mangelnden Wachstumsperspektiven (60%).
- Kosteneffiziente Fertigung bei hohen Qualitätsstandards macht Zulieferer zu attraktiven Partnern im Verteidigungsbereich.
September 2025: Der anhaltende Preis- und Wettbewerbsdruck belastet mittelständische Automobilzulieferer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach zukünftigen Wachstums Möglichkeiten. Aktuell ist jeder zweite befragte Zulieferer auch in anderen Industrien aktiv, oft jedoch mit nur geringem Umsatzanteil. Diese Lage könnte sich bald verbessern, da insbesondere der Verteidigungssektor gute Chancen für die Schaffung neuer Umsatzströme bietet, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Roland Berger mit über 200 Entscheidern aus der DACH-Region.
„Trotz der schweren Krise mit hohem Wettbewerb und geopolitischen Unsicherheiten haben Zulieferer kaum Hoffnung auf baldige Besserung. Kostensenkungsstrategien sind in den meisten Unternehmen Alltag. Dennoch wollen die Verantwortlichen den Blick nach vorn richten und durch Diversifikation in branchenfremde Wachstumsbereiche aktiv gestalten“, erläutert Thomas Schlick, Senior Partner bei Roland Berger, die Umfrageergebnisse.
Die Studie zeigt, dass der immense Preisdruck von Kunden (66% der Nennungen mit hoher Relevanz) nach wie vor die wichtigste Herausforderung auf der Agenda von Managern darstellt. Das Fehlen von Wachstumschancen in Märkten für Automobile wird von 60% der Führungskräfte als zweite große Sorge wahrgenommen. Drei Viertel der Zulieferer sehen in der Diversifikation ihres Portfolios jenseits des Automobilsektors eine vielversprechende Strategie für die Zukunft, wobei 46% dies als die beste Chance für neue Wachstumsfelder erachten und fast ein Drittel (31%) dadurch eine bessere Auslastung ihrer vorhandenen Kapazitäten erwartet.
Zulieferer streben nach weniger Abhängigkeit von der Automobilbranche
Bereits jetzt ist jedes zweite Unternehmen auch außerhalb der Automobilindustrie tätig, und fast ein Drittel derjenigen, die in anderen Branchen aktiv sind, plant, diese Aktivitäten auszubauen. Die Hauptgründe für die Expansion außerhalb des kriselnden Automobilsektors sind eine Verringerung der Abhängigkeit von der Automobilkonjunktur (zwei Drittel der Befragten) und das Interesse, neue Umsatzquellen in wachstumsstarken Bereichen zu erschließen. Über 60 Prozent hoffen, durch eine breitere geschäftliche Basis resilienter gegenüber geopolitischen und regulatorischen Risiken zu werden.
Technologische Expertise des automobilen Mittelstands in die Verteidigungsbranche einbringen
Nahezu zwei Drittel der Befragten sehen die größten Möglichkeiten für neue Umsätze im Verteidigungssektor. An zweiter Stelle folgen die Medizintechnik mit 38% und die Luft- und Raumfahrtindustrie mit 36%.
Die hohe Priorität des Verteidigungssektors ist zum Teil auf die anhaltenden geopolitischen Spannungen und die steigenden Verteidigungsausgaben zurückzuführen. Da die geplanten Investitionen die Kapazitäten der nationalen Unternehmen voraussichtlich übersteigen werden, liegt es nahe, zusätzliche Kapazitäten aus der zivilen Industrie einzubeziehen, um das notwendige Abschreckungsniveau zu erreichen.
„Im Verteidigungssektor wird es langfristig an Kapazitäten fehlen, um die Aufträge zu bearbeiten. Der automobile Mittelstand kann hier dank seiner Prozess- und Produktkompetenz wesentlich unterstützen. Der Fokus könnte auf der Herstellung massenproduzierbarer, softwaregesteuerter Abwehrsysteme liegen, die hinsichtlich der Anforderungen kosteneffektiv und in großen Stückzahlen produziert werden müssen“, erklärt Felix Mogge, Partner bei Roland Berger.
Aufgrund der technologischen Nähe zwischen Verteidigungs- und Automobilsektor, etwa in Bereichen wie Sensorik, Fertigung und Systemintegration, ist eine intensivere Zusammenarbeit wahrscheinlich. Die Zulieferindustrie hat den potenziellen neuen Kunden im Verteidigungsbereich viel zu bieten: Besonders bei elektronischen und mechanischen Komponenten (78% bzw. 71% der Nennungen) sehen die Befragten wichtige Anknüpfungspunkte. Auch bei Modulen für Antrieb und Energieversorgung (64%) sowie bei Softwarelösungen (48%) sieht die Zulieferbranche ihre Stärken.
Herausforderungen beim Aufbau geeigneter Vertriebsstrukturen und Kundennetzwerke (52%) sowie bei der Einhaltung politischer und regulatorischer Vorgaben (52%) wurden ebenfalls identifiziert.