Innovationskommunikation in Deutschland: Eine verpasste Chance?
Wiesbaden (ots)
Deutsche Unternehmen schätzen ihre Innovationskraft zwar hoch ein, kümmern sich jedoch unzureichend um deren Kommunikation und das entsprechende Image. Eine Studie mit dem Titel „Kommunikation und Innovation – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“, durchgeführt von YouGov im Auftrag der Kommunikationsberatung Fink & Fuchs, verdeutlicht diese Diskrepanz. Die Innovation-Kommunikation wird von weniger als 25 Prozent der Unternehmen priorisiert. Über 40 Prozent der Firmen in Deutschland haben weder interne Kommunikationsteams noch externe Unterstützung.
Deutschland verfügt über viele innovative Ideen: Laut des Europäischen Patentamts belegte die Bundesrepublik 2024 weltweit den zweiten Platz bei Patentanmeldungen, hinter den USA. Allerdings reicht dies nicht aus. Der wirtschaftliche Erfolg von Innovationen hängt wesentlich von der Anziehungskraft für internationale Investoren und effektiver Marketing-Kommunikation ab.
Angesichts der sich verändernden globalen Wirtschaftsordnung besteht ein hoher Druck, in die Innovationsreputation zu investieren. Deutsche Unternehmen laufen Gefahr, diese wichtige Gelegenheit ungenutzt zu lassen. Mit der aktuellen Neuordnung der Investitionsströme, verursacht durch das Zollchaos in den USA, erkennen Fachleute wie Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, und Stefan Wintels, Chef der KfW, eine wachsende pro-europäische Stimmung. Um dieses Potenzial zu nutzen, müssen Unternehmen jetzt ihre Innovationsreputation verbessern. Alexandra Groß, Vorstand der Fink & Fuchs AG, betont: „Wer Innovation nicht nachhaltig sichtbar macht, riskiert, im Wettbewerb übersehen zu werden.“ Strategische Kommunikationsarbeit ist längst keine optionale Maßnahme mehr, sondern eine ökonomische Notwendigkeit, besonders in Zeiten, in denen Investitionsströme neu justiert werden.
Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg – jedoch mangelnde Umsetzung
Die Untersuchung zeigt, dass Entscheidungsträger der Kommunikation eine große Bedeutung beimessen, jedoch in der Praxis zu wenig umgesetzt wird. 87 Prozent der befragten Entscheider innen und Entscheider erachten Kommunikation als wichtig oder sehr wichtig für den Erfolg ihres Unternehmens. 86 Prozent heben die Notwendigkeit einer klaren Positionierung der Geschäftsleitung hervor, während 83 Prozent die Relevanz der Kommunikation mit Stakeholdern betonen.
Diese hohe Wertschätzung spiegelt sich jedoch nicht in der tatsächlichen Praxis wider. Viele Unternehmen verfügen nicht über die erforderliche professionelle Infrastruktur: 41 Prozent haben weder interne Kommunikationsteams noch externe Unterstützung. Lediglich 17 Prozent setzen sowohl interne als auch externe Ressourcen ein. Außerdem kommunizieren nur knapp ein Drittel der Befragten (29 Prozent) mehrmals im Monat Neuigkeiten, während 39 Prozent seltener als einmal im Monat kommunizieren.
„In der deutschen Unternehmenskommunikation klafft eine gewaltige Lücke zwischen der wahrgenommenen Wichtigkeit und dem tatsächlichen Handeln“, erklärt Groß. „Diese auffällige Diskrepanz schadet den Unternehmen, da sie die Möglichkeit verpassen, ihre Reputation gezielt zu stärken und sich von Konkurrenten abzuheben.“
Innovationskommunikation: Differenz zwischen Selbstwahrnehmung und Realität
Der griechische Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit zeigt sich auch in der Innovationskommunikation: Während 51 Prozent der Befragten die Innovationskraft ihres Unternehmens als hoch einschätzen, konzentrieren sich lediglich 23 Prozent darauf, dies auch zu kommunizieren.
Die strategische Kommunikation von Innovationen folgt klaren Regelungen. Zuerst geht es darum, Aufmerksamkeit zu schaffen, was durch kontinuierliche, qualitativ hochwertige Medienarbeit und digitale Kampagnen erreicht werden kann. Ebenso wichtig ist der Dialog mit Stakeholdern im Innovationsfeld, um die politischen, wissenschaftlichen und medienbezogenen Agenden aktiv mitzugestalten. Zudem eignen sich kreative Einführungskampagnen und PR-Aktionen bestens, um Innovationen zu vermarkten und Zielgruppen zu engagieren.
Impuls für die Reputation von Unternehmen und Standort Deutschland
Unternehmen, die eine strategische Sichtbarkeit ihrer Innovationskraft erzielen, profitieren nicht nur im Wettbewerb, sondern stärken auch Deutschlands internationales Ansehen als innovativer Wirtschaftsstandort. Die Studie bringt ein klares Ergebnis ans Licht: Trotz einer positiven Selbstwahrnehmung betrachten lediglich 37 Prozent Deutschland als innovatives Land, während 62 Prozent die Innovationskraft als durchschnittlich bewerten. Diese Wahrnehmung könnte durch wirkungsvolle Innovationskommunikation erheblich verbessert werden.
Schlussfolgerung: Kommunikationslücke in deutschen Unternehmen
Obwohl Kommunikation als wichtig erkannt wird, wird sie nicht konsequent umgesetzt, insbesondere im Bereich der Innovationskommunikation, wo beträchtliche Potenziale liegen. Die Steigerung des Bewusstseins für Innovationen und die Positionierung der eigenen Innovationsfähigkeit als zentrales Element der Marken- und Zukunftsstrategien sind in Zeiten ständigen Wandels entscheidend für den Unternehmenserfolg. „Die Unternehmen müssen jetzt eine kontinuierliche, inhaltlich fundierte Kommunikation und Vermarktung von Innovationen als zentralen Bestandteil ihrer Zukunftsstrategien betrachten“, schließt Groß.