Neuausrichtung der Landwirtschaft: Expertin fordert angepasste Zulassungsverfahren für moderne Methoden
Die renommierte Mikrobiom-Forscherin Gabriele Berg setzt sich für eine Anpassung der Zulassungsverfahren ein, um innovative Methoden schneller in der Praxis einzusetzen. Als Professorin an der TU Graz zählt sie zu den weltweit führenden Expertinnen auf dem Gebiet der Mikrobiomforschung und untersucht den Einfluss von Mikroorganismen auf Pflanzen, Menschen und die Umwelt.
Berg betont, dass im Pflanzenschutz oft nicht die Erreger selbst das Hauptproblem sind, sondern das Fehlen wichtiger Mikroorganismen, auch bekannt als „Missing Microbes“. Der übermäßige Einsatz von Dünger und Chemikalien seit den 1960er Jahren hat das Bodenmikrobiom erheblich verändert und das Auftreten von Pflanzenkrankheiten begünstigt, die nicht eindeutig identifiziert werden können.
Sie hebt hervor, dass eine gesund aussehende Pflanze nicht zwangsläufig gesund ist, da ein gestörtes Mikrobiom Krankheiten wie Reizdarm, Asthma und Krebs begünstigen kann. Berg plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Umwelt, Mensch, Tier und Mikroben gemeinsam betrachtet werden.
Berg kritisiert, dass viele ihrer entwickelten Produkte aufgrund eines veralteten Zulassungssystems, das hauptsächlich auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ausgerichtet ist, nie auf den Markt kamen. Sie sieht die Chance für eine zentralisierte, internationale EU-Zulassung für biologische Produkte nach US-Vorbild, um Innovationen schneller verfügbar zu machen.
Die Wissenschaftlerin arbeitet an der Entwicklung von Mikrobiom-basierten Biostimulanzien, die die Bodengesundheit verbessern und somit auch die menschliche Gesundheit unterstützen sollen. Berg fordert eine Neuausrichtung der industriellen Landwirtschaft und betont die Bedeutung einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion.
Die biologische Landwirtschaft, obwohl etwas weniger ertragreich, wird von Berg als widerstandsfähiger und besser regional angepasst angesehen. Sie plädiert für ein lokales, nachhaltiges Agrarsystem als Ziel und betont die Notwendigkeit einer schrittweisen Ökologisierung der Produktion durch den Einsatz von mehr Mikroorganismen und anderen biologischen Pflanzenschutzmitteln.
Prof. Gabriele Berg lehrt an der TU Graz am Institut für Umweltbiotechnologie und leitet die Abteilung Mikrobiom Biotechnologie am Leibniz-Institut in Potsdam. Im Jahr 2025 wird sie mit dem Wissenschaftspreis der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) ausgezeichnet.
Mehr Informationen gibt es auf www.ibma-da.org
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