Studie untersucht potenzielle CO2-Quellen für die Herstellung synthetischer Kraftstoffe in Europa
Berlin (ots)
Im Auftrag der eFuel Alliance und der Electric Natural Gas-Coalition hat Frontier Economics eine Analyse der industriellen und biogenen CO2-Quellen in den europäischen Mitgliedsstaaten durchgeführt. Ziel dieser Studie ist es, die Verfügbarkeit und das Wachstumspotenzial bedeutender CO2-Emissionen in der EU bis zum Jahr 2050 zu bewerten, die als Rohstoff für die Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen genutzt werden könnten. Dabei wurden die CO2-Emissionen in den Schlüsselbereichen Industrie, Energieerzeugung sowie Biokraftstoff- und Biomasseproduktion untersucht.
CO2 ist ein essenzieller Rohstoff für die Produktion erneuerbarer Kraftstoffe. Durch die Etablierung einer CO2-Kreislaufwirtschaft könnten insbesondere unvermeidliche CO2-Quellen wie Zement- und Betonwerke sowie die Chemie- und Stahlindustrie ihren CO2-Ausstoß erheblich verringern. Die Studie differenziert zwischen unvermeidbaren prozessbedingten Emissionen und solchen, die durch den Einsatz von Energie reduziert werden könnten. Im Jahr 2022 wären theoretisch bis zu 828 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr nutzbar gewesen, allerdings wird dieses Volumen bis 2050 auf 661 Millionen Tonnen pro Jahr sinken. Die EU erlaubt die Nutzung industrieller CO2-Emissionen nur bis 2041, was für viele eFuel-Projekte zu kurz ist.
Nach 2041 dürfen lediglich biogene CO2-Quellen für die Kraftstoffproduktion genutzt werden, was die Verfügbarkeit auf etwa 368 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einschränkt — und davon sind nur kleine Mengen wirtschaftlich rentabel. Wenn zudem unvermeidbare Industrieemissionen berücksichtigt werden, könnten zusätzlich 130 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr gewonnen werden, was ungefähr 36 Milliarden Litern (Dieseläquivalent) eFuels bis 2050 entspricht. Je nach Szenario wird ein Bedarf von 41 bis 84 Milliarden Litern synthetischer Kraftstoffe prognostiziert.
Der gegenwärtige europäische Regulierungsrahmen, einschließlich des aktuellen Delegierten Rechtsakts (EU) 2023/1185, stellt sicher, dass industrielle CO2-Quellen nur bis 2041 (Stromerzeugung sogar nur bis 2036) zulässig sind und an ein „wirksames CO2-Bepreisungssystem“ gekoppelt werden, das außerhalb Europas nicht existiert. Ralf Diemer, Geschäftsführer der eFuel Alliance, äußert sich kritisch: „Diese Regelungen sind zu strikt und behindern eine zügige Industrialisierung. Es ist erforderlich, unvermeidbare industrielle CO2-Quellen pragmatisch nutzbar zu machen und den Delegierten Rechtsakt zeitnah zu überarbeiten.“ Die Kommission plant, die Kriterien für die Produktion von grünem Wasserstoff und eFuels frühestens im Juli 2028 zu überprüfen.
„Wenn wir die regulatorische Berücksichtigung unvermeidbarer CO2-Emissionen der Industrie ermöglichen, könnten wir die Verfügbarkeit und Skalierung erneuerbarer Kraftstoffe entscheidend beschleunigen“, fordert Diemer. „Die derzeitige Begrenzung auf biogene Quellen ab 2041 hemmt Projekte, obwohl in Europa ausreichend geeignete CO2-Quellen vorhanden sind und auch weiterhin zur Verfügung stehen werden.“
Aktuell befinden sich bedeutende Cluster industrieller CO2-Emissionen in etwa Deutschland, den Benelux-Staaten, Norditalien, Nordost-Spanien und Südfrankreich; bis 2050 bleiben Chemie-, Stahl- und Zementstandorte die Hauptverursacher unvermeidbarer Prozessemissionen. Die Nutzung dieser CO2-Quellen zur Produktion von eFuels würde Arbeitsplätze und Standorte sichern und zusätzliche wirtschaftliche Chancen schaffen.