München (ots)
- Die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat die Agenda der Aufsichtsräte zunehmend erreicht: Eine neue Untersuchung des Global Board Program von Deloitte zeigt signifikante Fortschritte bis 2024, aber es bestehen weiterhin erhebliche Wissenslücken.
- Für rund ein Drittel der weltweiten Aufsichtsräte ist KI noch immer kein Thema von Gesprächen; zwei Drittel der Befragten attestieren ihren Gremien unzureichende Kenntnisse und Erfahrungen in diesem Bereich.
- Obwohl deutsche Aufsichtsräte in vielen Aspekten besser abschneiden als der globale Durchschnitt, sind sie in ihrer eigenen Beurteilung weiterhin kritisch.
Nahezu 60 Prozent der Vorstände und Aufsichtsräte schätzen ihre Kenntnisse über Künstliche Intelligenz oder ihre praktische Erfahrung mit KI als gering oder nicht vorhanden ein. Lediglich 40 Prozent bewerten ihr Wissen als durchschnittlich. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Global Board Program von Deloitte hervor. Nur zwei Prozent der Befragten fühlen sich bei diesem wichtigen Trend als sehr kompetent und erfahren. Dennoch empfinden mehr als die Hälfte der Befragten keine Notwendigkeit, die Zusammensetzung ihrer Gremien in Bezug auf KI zu überdenken; 49 Prozent sehen hier allerdings Handlungsbedarf.
„Unsere Studie zeigt, dass trotz eines gestiegenen Verständnisses für Künstliche Intelligenz in den Aufsichtsräten der deutschen Unternehmen weiterhin ein selbstkritischer Ansatz und ein ausgeprägter Bedarf an vertieftem Wissen bestehen“, erklärt Arno Probst, Partner bei Deloitte und Leiter des Global Boardroom Program. „Die Aufsichtsräte erkennen zunehmend die wichtige Notwendigkeit, die Informationsvermittlung über und die Implementierung von KI zu beschleunigen, und sie bemühen sich intensiv darum, KI in ihre Agenda und die Gespräche mit einer breiteren Gruppe von Führungskräften, insbesondere mit dem Vorstand, zu integrieren.“
Deutsche Aufsichtsräte im internationalen Vergleich gut aufgestellt
Die Untersuchung belegt, dass deutsche Aufsichtsräte und Vorstände in den meisten Bereichen über dem globalen Durchschnitt liegen. Insgesamt zeigen die deutschen Führungsgremien eine deutlich höhere Bereitschaft zur Anwendung von Generativen KI-Tools (GenAI): Hierzulande sind lediglich 20 Prozent noch nicht bereit, im Vergleich zu 31 Prozent weltweit.
Trotzdem sind die deutschen Aufsichtsräte weiterhin selbstkritisch und erkennen, dass sie sich intensiver mit dem Thema befassen müssen. Gleichzeitig zeigen sie eine geringere Aktivität beim Erwerb von Wissen über KI und GenAI, wobei 51 Prozent aktiver sind, während der weltweite Durchschnitt bei 59 Prozent liegt. KI-Themen beginnen weltweit, in den Vorstandsetagen vermehrt diskutiert zu werden, doch für 16 Prozent der deutschen Befragten stehen diese Themen nach wie vor nicht auf der Agenda des Vorstands. Nur etwa ein Drittel der Befragten ist mit dem Anteil der Gespräche über KI im Aufsichtsrat zufrieden.
Zufriedenheit und Erfahrungen stark polarisiert
Ungefähr die Hälfte der Befragten blickt zufrieden auf die Reaktionsfähigkeit des Managements gegenüber diesem Megatrend; die andere Hälfte hingegen ist der Meinung, dass nur begrenzte oder keine Erfahrungen oder Fähigkeiten im Zusammenhang mit KI vorhanden sind. Immerhin ein Drittel (35%) zeigt sich mit dem bisherigen Fortschritt bei der Implementierung von KI zufrieden oder sehr zufrieden; 57 Prozent hingegen empfinden das Tempo als zu langsam und fordern eine Beschleunigung.
Die Mehrheit der Befragten, sowohl weltweit als auch in Deutschland, ist der Ansicht, dass KI ein Thema für den gesamten Aufsichtsrat darstellt und nicht auf Ausschüsse delegiert werden sollte. Dieser Ansatz scheint bereits praktiziert zu werden: Laut der Studie haben die befragten Aufsichtsräte hauptsächlich Gespräche über KI mit Tech-Führungskräften (CIO/CTO) und dem CEO.
Insbesondere im Bereich Strategie und Governance kooperieren die Aufsichtsräte intensiv mit den Verantwortlichen für KI; 43 Prozent priorisieren die strategische Entwicklung. Aus der Sicht der Aufsichtsräte wird KI vor allem für Effizienzsteigerung, Innovation und Verbesserung der Kundenerfahrungen eingesetzt; Kostensenkung stellt erst die dritte Priorität dar. Die meisten Unternehmen konzentrieren sich derzeit auf experimentelle Ansätze und die Integration von KI und GenAI in ihre Geschäfts- und Betriebsstrategien.
„Es ist ermutigend zu sehen, dass trotz bestehender Herausforderungen und gewissem Nachholbedarf die deutschen Führungsgremien im globalen Vergleich gut positioniert sind. Das Thema ist inzwischen an der Spitze der größten Unternehmen weltweit angekommen und auch für CEOs und Aufsichtsratsvorsitzende nicht mehr wegzudenken“, resümiert Arno Probst abschließend.
Methodik und Erhebungszeitraum
Das Deloitte Global Boardroom Program führte zwischen Januar und Februar 2025 in 56 Ländern eine Umfrage unter 695 Aufsichtsratsmitgliedern bzw. Non-Executive Directors (84%) und C-Suite-Führungskräften (16%) durch, darunter 49 in Deutschland. Einige Teilnehmende sind in mehreren Organisationen sowohl als Führungskräfte als auch als Aufsichtsratsmitglieder tätig.
Diese Umfrage baut auf einer Erhebung auf, die von Mai bis Juli 2024 durchgeführt wurde, bei der 468 Non-Executive Directors (86%) und C-Suite-Führungskräfte (14%) aus 57 Ländern antworteten. Die Unterschiede zwischen den Umfrageergebnissen von 2025 und 2024 repräsentieren prozentuale Abweichungen, die ermittelt wurden, indem die Ergebnisse von 2024 von den Ergebnissen von 2025 subtrahiert wurden.
Die Antworten verteilten sich auf Nordamerika, Mittelamerika und Südamerika (43%), EMEA (Europa / Naher Osten / Afrika, 43%) und den asiatisch-pazifischen Raum (14%). Von den Befragten sind 42 Prozent in börsennotierten Unternehmen tätig, während 42 Prozent in privat geführten Unternehmen, einschließlich Familienunternehmen, arbeiten. Der Rest setzt sich aus einer Mischung von Regierungs- und staatseigenen Unternehmen sowie gemeinnützigen Organisationen zusammen.
Die untersuchten Branchen umfassen Finanzdienstleistungen (29%), Fertigung (15%), geschäftliche und professionelle Dienstleistungen (11%), Energie und Ressourcen (9%), Gesundheitswesen und Pharmazie (8%), Technologie (8%), Einzel- und Großhandel (5%) sowie verschiedene andere Sektoren (15%).
Die Umfrage berücksichtigt Befragte aus unterschiedlichen Unternehmensgrößen: 54 Prozent der Teilnehmenden vertreten Organisationen mit einem jährlichen Umsatz von weniger als einer Milliarde US-Dollar, gefolgt von solchen mit Einnahmen bis zu zehn Milliarden US-Dollar (28%) und solchen mit mehr als zehn Milliarden US-Dollar (18%).
Über Deloitte
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