Studie zeigt: Jugendliche fühlen sich unzureichend auf die nachhaltige Arbeitswelt vorbereitet
Berlin (ots)
- Weniger als die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland im Alter von 16 bis 24 Jahren ist der Meinung, sie seien gut qualifiziert für eine nachhaltige Arbeitsumgebung.
- Die Nachfrage nach grünen Fähigkeiten ist jedoch groß: Über zwei Drittel der Befragten glauben, dass diese Fähigkeiten ihnen neue Berufschancen eröffnen können.
Trotz wachsender Sorgen über den Klimawandel sehen viele junge Menschen weltweit optimistisch in die Zukunft. Allerdings fühlen sich viele nicht ausreichend vorbereitet, um aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Dies zeigt die kürzlich veröffentlichte Studie „Jugendliche Perspektiven auf den Klimawandel: Vorbereitung auf eine nachhaltige Zukunft„, die vom Capgemini Research Institute in Zusammenarbeit mit der UNICEF*-Initiative Generation Unlimited durchgeführt wurde.
Die Studie untersucht die Sichtweisen junger Menschen auf die Klimakrise, ihre Haltung zu grünen Kompetenzen und ihre Erwartungen an politische sowie wirtschaftliche Akteure. Sowohl Jugendliche im globalen Süden als auch im Norden möchten aktiv zur Lösung der Klimaprobleme beitragen. Sie zeigen großes Interesse daran, die Umweltpolitik mitzugestalten und streben danach, grüne Berufe zu ergreifen. Dennoch belegt die Studie einen alarmierenden Mangel an erforderlichen grünen Fähigkeiten.
Weltweit äußern mehr als zwei Drittel der befragten Jugendlichen Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Zukunft. Dies stellt einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu 2023 dar, als eine UNICEF-Umfrage in den USA ergab, dass 57 Prozent der Jugendlichen weltweit unter „Öko-Angst“ leiden. Besonders hoch ist diese Angst im globalen Norden (76 Prozent) im Vergleich zum globalen Süden (65 Prozent). Auch die Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Räumen sind bemerkenswert: In städtischen Gebieten sind 72 Prozent der Jugendlichen besorgt, während es in ländlichen Regionen nur 58 Prozent sind.
Klimasorgen steigen – der Wunsch nach Veränderung bleibt stark
Trotz dieser Besorgnis dominiert das Vertrauen in Veränderung: 61 Prozent der Jugendlichen sind überzeugt, dass grüne Kompetenzen ihnen neue berufliche Möglichkeiten eröffnen. Besonders im globalen Norden besteht ein starkes Interesse an grünen Berufen – fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten hierzulande möchten in einem nachhaltigen Beruf arbeiten, im Vergleich zu 53 Prozent weltweit.
„Junge Menschen sind sich der dringenden Herausforderungen des Klimawandels bewusst und möchten aktiv zur Lösung beitragen,“ erklärt Katharina Latif, Senior Director, Sustainable Futures bei Capgemini Invent in Deutschland. „Wir müssen sie dabei unterstützen, ihre Begeisterung in konkrete Fähigkeiten umzuwandeln. Unternehmen, Regierungen und Bildungssysteme sollten zusammenarbeiten, um die Qualifikationslücke zu schließen und den Jugendlichen echte Perspektiven im grünen Arbeitsmarkt zu bieten.“
Auch Dr. Kevin Frey, CEO von Generation Unlimited bei UNICEF, betont die Wichtigkeit der Stimmen junger Menschen: „Sie entwickeln Lösungen für den Klimaschutz und setzen innovative Maßnahmen um, die auf die Herausforderungen ihrer Gemeinden reagieren. Green Rising unterstützt Jugendliche dabei, die nötigen Fähigkeiten zu erwerben, um aktiv zum Klimaschutz beizutragen und grüne Unternehmen zu gründen.“
Fehlende grüne Kompetenzen bei der Jugend
Obwohl junge Menschen ein großes Potenzial im Kampf gegen die Klimakrise darstellen, ist eine gezielte Qualifikation notwendig. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) basieren ökologische Kompetenzen auf einem soliden wissenschaftlichen Fundament und einem guten Verständnis des Klimawandels, verbunden mit einem ausgeprägten Umweltbewusstsein und der Fähigkeit, nachhaltiges Handeln zu erklären und umzusetzen.
Die Studie beleuchtet jedoch, dass weniger als die Hälfte der befragten Jugendlichen (44 Prozent) glaubt, über die erforderlichen grünen Kompetenzen zu verfügen, um in der heutigen Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Insbesondere in ländlichen Regionen ist die Diskrepanz groß; hier schneiden Jugendliche wesentlich schlechter ab als ihre Altersgenossen in urbanen Gebieten. Zudem zeigen sich signifikante Unterschiede, etwa zwischen Polen (78 Prozent) und Deutschland (41 Prozent) oder Brasilien (60 Prozent) und Äthiopien (5 Prozent).
Besorgniserregend ist auch, dass das Wissen um grüne Fähigkeiten in vielen Ländern des globalen Nordens seit der Capgemini-Studie von 2023 zurückgegangen ist. Bei den 16- bis 18-Jährigen in Australien, Frankreich, Deutschland, Japan, dem Vereinigten Königreich und den USA sind Recycling und Abfallvermeidung nach wie vor die häufigsten genannten Kompetenzen, während das Wissen über nachhaltiges Design, erneuerbare Energien und umweltfreundliche Mobilität deutlich abgenommen hat.
Im globalen Süden sind die Jugendlichen vor allem in den Bereichen Recycling sowie Energie- und Wassersparen bewandert, hingegen kenne man sich in modernen Klimatechnologien, Datenanalyse oder nachhaltigem Design, Kompetenzen, die für die grüne Transformation zunehmend wichtig sind, nur wenig aus.
Generationenklärung notwendig, um Lösungen zu finden
Die Mehrheit der weltweit befragten Jugendlichen (71 Prozent) ist sich einig, dass sie eine starke Stimme in der Umweltpolitik haben sollte. Gleichzeitig haben viele das Gefühl, dass politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger ihrer Verantwortung nicht ausreichend gerecht werden. Obwohl fast zwei Drittel bereit sind, mit lokalen Entscheidungsträgern über Klimaschutz zu diskutieren, glaubt weniger als die Hälfte, dass ihre Meinungen Gehör finden.
Die Studie appelliert an lokale Entscheidungsträger, die Jugend aktiv in die Entwicklung von Klimaschutzmaßnahmen und grünen Qualifizierungsprogrammen einzubeziehen. Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Regierungen sollten gemeinsam an der systematischen Integration grüner Bildung arbeiten, den Zugang zu Schulungen erweitern und Klimaziele mit jugendgerechten Beschäftigungsstrategien verknüpfen. Unternehmen können hier eine Schlüsselrolle übernehmen: Durch die Schaffung grüner Arbeitsplätze, die Förderung von Jugendinitiativen und die Einbeziehung junger Stimmen in CSR-, ESG- und Klimastrategien kann Vertrauen aufgebaut und nachhaltige Innovation gefördert werden.
Globale Initiativen wie Green Rising setzen genau hier an. Ziel dieser Initiative ist es, bis 2026 etwa 20 Millionen junge Menschen im Bereich Klimaschutz zu unterstützen, indem sie Möglichkeiten für Freiwilligenarbeit, Teilhabe, bezahlte Beschäftigung und Unternehmertum schaffen. Green Rising wird von Generation Unlimited bei UNICEF geleitet und von einem breiten Netzwerk aus öffentlichen und privaten Partnern unterstützt, zu dem auch Capgemini zählt.
Die vollständige Studie kann hier eingesehen werden: https://www.capgemini.com/insights/research-library/global-youth-and-sustainability/
Methodik
Im Februar und März 2025 führte das Capgemini Research Institute eine umfassende Untersuchung zu den Perspektiven junger Menschen in Bezug auf den Klimawandel sowie deren Interesse an grünen Kompetenzen und Arbeitsplätzen durch. In einer Online-Umfrage wurden 5.100 Jugendliche im Alter von 16 bis 24 Jahren aus 21 Ländern in Afrika, Nord- und Südamerika, Asien-Pazifik und Europa befragt. Darunter waren 4.394 Jugendliche im Alter von 18 bis 24 Jahren und 706 Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. Bei 14 Prozent der Befragten, die minderjährig waren (<18 Jahre), wurde eine elterliche Genehmigung von 706 Eltern eingeholt. Über 83 Prozent der Umfrageteilnehmer stammen aus dem globalen Süden (Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen). Die verbleibenden Befragten kommen aus dem globalen Norden oder hochentwickelten Ländern.
Über UNICEF
UNICEF als Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen engagiert sich in 190 Ländern für Kinder, insbesondere in den ärmsten Regionen der Welt, durch konkrete Entwicklungsprogramme und humanitäre Hilfe.
Über Generation Unlimited
Die von UN-Generalsekretär bei der UN-Generalversammlung 2018 ins Leben gerufene UNICEF-Initiative „Generation Unlimited“ ist eine führende globale Partnerschaft zwischen öffentlichem, privatem Sektor und der Jugend, die es sich zum Ziel gesetzt hat, 1,8 Milliarden jungen Menschen der Welt Möglichkeiten für Beschäftigung, Unternehmertum und sozialen Einfluss zu bieten.
* UNICEF empfiehlt keine speziellen Unternehmen, Marken, Produkte oder Dienstleistungen.
Über Capgemini
Capgemini ist ein globaler Partner für Geschäfts- und Technologietransformation und unterstützt Organisationen bei ihrer dualen Transformation in eine zunehmend digitale und nachhaltige Welt. Das Unternehmen hat eine über 55-jährige Geschichte und beschäftigt 340.000 Mitarbeiter in mehr als 50 Ländern.
Über das Capgemini Research Institute
Das Capgemini Research Institute ist das interne Forschungszentrum von Capgemini, das sich auf die Auswirkungen digitaler Technologien auf große Unternehmen konzentriert und eng mit akademischen und technologischen Partnern zusammenarbeitet.