Berlin (ots)
Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, äußert sich zum heute veröffentlichten Gutachten des Sachverständigenrats zu „Preisen innovativer Arzneimittel in einem lernenden System“:
„Angesichts der rasanten Kostenentwicklung in der Arzneimittelversorgung ist es dringend erforderlich, Maßnahmen zur Steigerung von Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu ergreifen. Deswegen begrüßt die AOK-Gemeinschaft das aktuelle Gutachten, das kritische Aspekte hervorhebt, vor einer Überlastung des GKV-Systems warnt und Lösungsansätze anbietet.
Das Expertengremium hebt hervor, dass es ab dem Zeitpunkt des Marktzugangs notwendig ist, neue Regeln zur Gewährleistung von Wirtschaftlichkeit und Evidenz zu etablieren. Anstelle des vom Hersteller festgelegten Preises plädiert das Gutachten für einen angemessenen Interimspreis, der rückblickend durch den ausgehandelten Erstattungsbetrag angepasst wird. Zusätzlich befürwortet es, dass in bestimmten Fällen kein Erstattungsbetrag für ein Arzneimittel vereinbart wird, um ein ausgewogenes Verhältnis der Verhandlungsmacht zwischen GKV und pharmazeutischen Herstellern zu schaffen.
Die Wissenschaftler befürworten ebenfalls eine verbesserte Wirtschaftlichkeit durch wirkstoffübergreifende Ausschreibungen, die in anderen Ländern bereits erfolgreich umgesetzt werden. Die AOK unterstützt diese Ideen, um die Qualität der Versorgung zu sichern, auch wenn nicht jedes Medikament zu jedem Preis verfügbar sein kann.
Die Vorschläge zur Verbesserung der Evidenz aus dem Gutachten sind äußerst positiv zu bewerten. Die empfohlene Stärkung der Dateninfrastruktur kann ebenso beitragen wie die umfassende Einbeziehung von Arzneimitteln für seltene Krankheiten in die Nutzenbewertung sowie eine konsequente Neu-Evaluierung bereits bewerteter Medikamente.
Neben den längerfristigen Maßnahmen sind auch schnelle Regelungen zur Kostenverringerung erforderlich. Daher unterstützen wir den Vorschlag des Expertengremiums zur Erhöhung des Herstellerabschlags, dessen Höhe perspektivisch an die Einhaltung eines Budgets für Patentarzneimittel gebunden wird.
Insgesamt legen die Forscher wegweisende Vorschläge für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Arzneimittelversorgung in Deutschland vor. Die klare Forderung nach einer dynamischen, bedarfsgerechten Preisbildung und die gleichzeitige Ablehnung einer Standortförderung auf Kosten der GKV sind sehr zu begrüßen. Dies sollte auch Grundlage der bevorstehenden politischen Diskussionen im Rahmen des Pharma-Dialogs sein.
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