Stellungnahme zur aktuellen Konjunktur im Bauhauptgewerbe
Berlin (ots)
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, kommentiert die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zur Baukonjunktur für Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten:
„Im Bauhauptgewerbe beobachten wir weiterhin eine gespaltene wirtschaftliche Entwicklung. Während der Tiefbau von stabilen Investitionen in die Energie- und Verkehrsinfrastruktur profitiert, wird der Hochbau durch die schwache gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland stark belastet.
Obwohl sich die Nachfrage nach Wohnungsbauprojekten stabilisiert hat und ein nominaler Anstieg der Aufträge um etwa 12 Prozent verzeichnet wird, stellt dies noch keinen Wendepunkt dar. Das tatsächliche Auftragsvolumen, das die Preisentwicklung berücksichtigen muss, liegt nach wie vor über 25 Prozent unter dem Niveau von 2022. Die aktuellen Genehmigungszahlen wecken leider nicht den Optimismus auf eine nachhaltige Belebung, insbesondere im wichtigen Bereich des Mietwohnungsbaus für Mehrfamilienhäuser, wo wir weiterhin im Tief stecken.
Die Bundesregierung muss weiterhin die Initiative ergreifen und die strategischen Pläne aus dem Koalitionsvertrag zügig umsetzen. Unser Appell bleibt bestehen: Um mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, zu bauen, ist es dringend erforderlich, ein neues EH 55-Plus-Programm zu schaffen. Dies sollte eine Förderung beinhalten, die den Effizienzhausstandard 55 mit einer vollständigen regenerativen Heizlösung wie Wärmepumpen, Pelletheizungen oder Fernwärme vereint.
Die derzeit schwache konjunkturelle Situation in Deutschland hat auch die Nachfrage nach Wirtschaftsbauten erheblich beeinflusst. Die Auftragseingänge im Wirtschaftsbau lagen bis Juni 2025 mit einer nominalen Zunahme von rund 2,5 Prozent nur leicht über dem ohnehin schon schwachen Vorjahresniveau – ein weiteres Zeichen für die anhaltende Schwäche im Wirtschaftshochbau. Auch wenn die Bundesregierung mittlerweile den Investitionsbooster beschlossen hat, trat dieser erst im Juli in Kraft. Zudem stellen strukturelle Probleme und Wettbewerbsnachteile weiterhin eine erhebliche Belastung für die deutschen Unternehmen dar.
Im Tiefbau hingegen setzt sich der positive Trend fort: Bis Juni 2025 verbuchten die Auftragseingänge einen nominalen Anstieg von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders hervorzuheben sind Projekte im Bereich der Energieinfrastruktur sowie im Schienenbau. Allerdings zeigt sich im Straßenbau ein negatives Bild: Hier gingen die Aufträge um über 1 Prozent zurück, was auf Auftragsstopps bei der Autobahn GmbH und die angespannte Finanzlage vieler Kommunen zurückzuführen ist.
Zum Halbjahr 2025 zeigt sich beim Umsatz ebenfalls ein differenziertes Bild. Im ersten Halbjahr wurden etwa 51 Milliarden Euro umgesetzt, was nominal einem Plus von nahezu 5 Prozent und real – also nach Berücksichtigung der Preisentwicklung – einem Anstieg von gut 2 Prozent entspricht. Während der Hochbau real stabil auf dem Vorjahresniveau bleibt, hat der Tiefbau real um fast 5 Prozent zugelegt. Im Wohnungsbau wurde ein Umsatz von knapp 11 Milliarden Euro erreicht, was nominal einem Rückgang von etwa 2 Prozent und real von über 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Wirtschaftsbau wurden gut 23 Milliarden Euro generiert, und der öffentliche Bau erreichte einen Umsatz von über 17 Milliarden Euro. Im Straßenbau lag der Umsatz bei knapp 7 Milliarden Euro, was nominal dem Vorjahresniveau entspricht, real jedoch einem Rückgang von etwa 4 Prozent gleichkommt.