Digitale Souveränität in Europa: Richtiges Handeln gefordert
Hamburg (ots)
- Die Abhängigkeit von amerikanischen Cloud- und Software-Anbietern wird als ernsthaftes Risiko für die Datensicherheit und die nationale Autonomie wahrgenommen.
- Ein Bedarf an europäischen Alternativen ist dringend; die Diskussion variiert von Land zu Land.
Die Frage der digitalen Souveränität hat sich zu einem entscheidenden Thema in der politischen und wirtschaftlichen Diskussion Europas entwickelt. Eine aktuelle Analyse der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zeigt, dass die Abhängigkeit von amerikanischen Cloud-Anbietern und die damit einhergehenden Sicherheitsbedenken zu weitreichenden Besorgnissen in der Europäischen Union führen.
Die Studie stützt sich auf nahezu 5.000 Beiträge in sozialen Medien, die etwa 17.000 Einzeläußerungen umfassen, und wurde auf Plattformen wie LinkedIn, X (früher Twitter), Facebook und Instagram durchgeführt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Förderung und der Ausbau europäischer Technologien – von Cloud-Computing über Software, Open Source und Künstliche Intelligenz bis hin zu öffentlichen Infrastrukturen – sowohl als große Chance als auch als wesentliche Herausforderung angesehen wird.
Im Mittelpunkt der gegenwärtigen Diskussion stehen mehrere wichtige Aspekte:
- Risiko durch US-Anbieter: Die Abhängigkeit von Cloud- und Software-Anbietern aus den USA wird als schwerwiegendes Risiko für europäische Unternehmen betrachtet. Die rechtlichen Unsicherheiten, die durch den US Cloud Act und ähnliche Bestimmungen hervorgerufen werden, schüren Ängste um den Schutz sensibler Daten. Besondere Besorgnis besteht hinsichtlich geopolitischer Erpressbarkeit und der komplizierten Rechtslage für Unternehmen und die öffentliche Verwaltung.
- Dringlichkeit europäischer Lösungen: Es besteht ein akuter Bedarf an eigenen Technologien und Lösungen. Die Existenz souveräner Rechenzentren sowie europäischer Cloud-Lösungen, deren Wachstumspotenzial positiv hervorgehoben wird, gibt Anlass zur Hoffnung. Die Diskussion berücksichtigt derzeit mehr die Vorteile wie Datenschutz und rechtliche Sicherheit als die Herausforderungen, die mit einem Wechsel verbunden sind.
- Strategische Investitionen notwendig: Um die digitale Souveränität zu sichern, sind gezielte Investitionen in Schlüsseltechnologien sowie eine eindeutige politische Unterstützung erforderlich.
- Open Source als Lösung: Die politische Förderung von Open-Source-Lösungen wird als entscheidend für die Schaffung von Transparenz und Geschwindigkeit in der Innovationsentwicklung erachtet. Allerdings kritisieren Nutzer in sozialen Medien oft fehlenden Umsetzungswillen und mangelnde zentrale Koordination.
In Ländern wie den Niederlanden, Portugal, Deutschland und Frankreich wird die digitale Souveränität besonders intensiv diskutiert. Die inhaltliche Ausrichtung dieser Debatte ist jedoch unterschiedlich: Während in einigen Ländern gesetzgeberische Maßnahmen im Vordergrund stehen, liegt der Fokus in anderen auf wirtschaftlichen Anreizen oder der Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Klar ist: Es besteht dringender Handlungsbedarf.
Die Untersuchung zeigt ebenfalls, dass nicht alle der häufigsten Forderungen an die Politik im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD beachtet werden. Zwar wird die Reduzierung von Abhängigkeiten, sprich die digitale Souveränität, als Ziel genannt, jedoch fehlen konkrete Strategien oder Vorgaben zur Förderung nationaler Lösungen. Prominente Forderungen wie Investitionsstrategien für die öffentliche Verwaltung und der Ausbau von Rechenzentren werden im Dokument „Verantwortung für Deutschland“ nicht thematisiert. Hingegen finden Initiativen im Bereich Chips und Halbleiter sowie digitale Kooperationen mit globalen Partnern Berücksichtigung im Koalitionsvertrag.
„Digitale Souveränität ist mehr als ein bloßes Schlagwort; sie ist eine grundlegende Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit Europas im digitalen Zeitalter“, erklärt Frank Wiethoff, Partner bei BDO und verantwortlich für den Bereich Management Advisory. „Die EU muss eine klare Strategie entwickeln, um die Abhängigkeit von amerikanischen Technologien zu verringern und eigene digitale Infrastrukturen zu unterstützen. Ein starkes Ökosystem europäischer Anbieter ist entscheidend, um Innovationslücken zu schließen und langfristig Kontrolle über kritische Daten zu sichern.“
Berufsgruppen im Fokus: Diversität der Perspektiven
Die Analyse zeigt, dass verschiedene Berufsgruppen in Deutschland sich mit alternativen Systemen auseinandersetzen, jedoch unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Während IT-Manager und ISMS-Manager den Fokus auf Datensouveränität und Open Source legen, konzentrieren sich Geschäftsführer auf strategische Alternativen, die ihren spezifischen Geschäftsbedürfnissen entsprechen. „Es ist wichtig, alle relevanten Stakeholder einzubinden und auf transparente Planungsansätze zu setzen, um die digitale Souveränität nachhaltig zu sichern. Zu berücksichtigen sind die Reihenfolge der Implementierung, geeignete Finanzierungsmöglichkeiten und regulatorische Anforderungen. Fehler könnten langfristige, schwer behebbare Folgen nach sich ziehen“, so Marc Trömel, Partner bei BDO und Berater für datengestützte Insights im Customer Experience Management.
Den vollständigen Bericht finden Sie hier.
Pressekontakt:
BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Stefanie Faulian
Direktorin für Kommunikation & Marketing
Telefon: +49 40 30293-339
presse@bdo.de