Transformation von Tankstellen: Auf dem Weg zu Innovation und Wandel
Frankfurt am Main (ots)
Ein neues Zeitalter für Tankstellen
In einer umfassenden Studie hat die Management- und Technologieberatung BearingPoint die Herausforderungen und Chancen für Tankstellen im sich verändernden Mobilitätsökosystem analysiert. Die traditionelle Tankstelle sieht sich einem grundlegenden Umbruch gegenüber. Mit ihrer Untersuchung „Die Tankstelle der Zukunft“ bietet BearingPoint Einsichten zum möglichen Wandel des klassischen Geschäftsmodells, der bspw. durch den Aufstieg der Elektromobilität, veränderte Kundenanforderungen und neue gesetzliche Rahmenbedingungen hervorgerufen wird. Über 1.000 Konsumenten wurden befragt, und zahlreiche Gespräche mit Experten aus der Branche führten zu aufschlussreichen Ergebnissen. Diese zeigen, dass die evolutionäre Entwicklung der Tankstelle bis 2035 fortschreiten wird, gefolgt von einer revolutionären Neugestaltung des Geschäftsmodells ab 2040.
Von der Tankstelle zum Mobilitätszentralen
Die Zukunft der Tankstelle wird sich stark von einem bloßen Verkäufersystem für Kraftstoffe distanzieren. Der Umsatz wird sich zunehmend aus margenstarken Dienstleistungen und Shop-Angeboten speisen, während fossile Kraftstoffe voraussichtlich an Bedeutung verlieren werden. Die nachlassende Nachfrage nach Diesel und Benzin sowie der Anstieg der Elektromobilität erfordern eine grundlegende Reorientierung in der Branche.
Nina London, Partnerin bei BearingPoint, betont: „Es geht nicht mehr darum, ob die Tankstelle sich ändern muss, sondern wie schnell und in welche Richtung diese Transformation stattfinden wird. Die Betreiber, die erfolgreich sein wollen, müssen sich von reinen Kraftstofflieferanten zu umfassenden Mobilitätsdienstleistern weiterentwickeln, die Ladeinfrastruktur und digitale Services effektiv zusammensetzen.“
Drei Zukunftsmodelle für verschiedene Standorte
Die Studie identifiziert drei unterschiedliche Entwicklungspfade für Tankstellen, abhängig von deren Lage:
- Städtische Gebiete: In urbanen Regionen wird die Tankstelle zum multimodalen Mobilitätshub, der sich auf Elektromobilität, digitale Services und ein breites Angebot an Bequemlichkeiten fokussiert.
- Ländliche Bereiche: Viele klassische Tankstellen im ländlichen Raum sind von der Schließung bedroht. Heimladekonzepte und sinkende Kundenfrequenzen führen zu einem langsamen Rückgang der Versorgungsmöglichkeiten. Überleben werden nur spezialisierten Anbieter, die lokale Dienstleistungen integrieren.
- Autobahn: An Fernstraßen wandeln sich Tankstellen in hochwertige Raststätten mit Schnellladeinfrastruktur und gastronomischen Angeboten. Der Fokus verlagert sich von einer schnellen Betankung hin zu einem qualitativ hochwertigen Erlebnis.
Digitalisierung als wesentlicher Faktor
Die Befragungen zeigen, dass digitale Dienstleistungen für die Kundschaft der Tankstellen an Wichtigkeit gewinnen. Über 60 Prozent der Befragten würden eine Tankstelle bevorzugen, wenn sie durch ihren Besuch Punkte oder Rabatte sammeln könnten. Zusätzlich stößt die Möglichkeit von kontaktlosem Bezahlen und digitalen Preisbenachrichtigungen auf großes Interesse. Gleichzeitig bringt die Digitalisierung auch Herausforderungen mit sich: Hohe Investitionskosten und ein Mangel an Fachkräften stellen insbesondere kleinere Anbieter vor erheblichen Schwierigkeiten.
Marktkonsolidierung vorausgesehen
Die Prognose der Studie deutet auf einen signifikanten Rückgang der Anzahl der Tankstellen in Deutschland hin. Schätzungen zufolge könnte die Zahl von derzeit rund 14.400 bis 2035 auf 12.800 oder sogar 11.000 Tankstellen sinken, wobei insbesondere ländliche Standorte ohne weitere Serviceangebote betroffen sind. Parallel dazu könnte sich die Marktverteilung verschieben: Während die „Big Five“ (Aral, Shell, TotalEnergies, Esso und Jet) gegenwärtig etwa 67 Prozent des Kraftstoffmarktes dominieren, könnten neue Akteure aus den Bereichen Energie, Handel und Technologie an Einfluss gewinnen.
Empfehlungen für Tankstellenbetreiber
Die Studie bietet konkrete Vorschläge für Tankstellenbetreiber:
- Strategisches Portfoliomanagement: Regelmäßige Evaluierung der Standorte hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit.
- Entwicklung standortspezifischer Strategien für urbane, ländliche und autostrassengebundene Tankstellen.
- Aufbau von Partnerschaften mit Unternehmen aus den Bereichen Energie, Handel und Technologie.
- Umfassende Digitalisierung der Abläufe und Kundenschnittstellen.
- Ansprache neuer Zielgruppen wie Flottenbetreiber und Mobilitätsplattformen.
„Tankstellenbetreiber müssen jetzt die Grundlagen für ihre Zukunft schaffen. Die Transformation der Tankstelle bietet bedeutende Chancen, sofern sie proaktiv angegangen wird,“ fügt Nina London hinzu.