Die Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) kommentiert den aktuellen Lagebericht zu Femiziden und Gewalt gegen Frauen:
„Gewalt gegen Frauen ist deutscher Alltag. Das kann man in der Vielzahl einzelner Verbrechen erahnen, die täglich gemeldet werden. Mit voller Wucht aber dringt das Problem noch einmal in das breite Bewusstsein, wenn man die nackten Zahlen im Bundeslagebild anschaut. Die 938 Tötungsversuche gegen Frauen und Mädchen, davon 360 „erfolgreich“, sind hier nur die grausame Spitze. Nicht minder erschreckend die über 180 000 weiblichen Opfer von häuslicher Gewalt, die 52 000 Sexualstraftaten. Und das ist ja nur das „Hellfeld“, die tatsächlich angezeigten Taten. Gerade im privaten Umfeld muss man noch etliche Übergriffe mehr befürchten, die nicht den Weg in offizielle Akten finden.
Im Detail findet sich dann einiges, was eher nicht im breiten Bewusstsein ist. Etwa, dass bei Femiziden rund ein Viertel der Opfer Über-60-Jährige sind – und auch jeder vierte Tatverdächtige ein Mann jenseits der 60 ist. Andere Zahlen scheinen wiederum Vorurteile zu bestätigen: So haben 26 Prozent der Opfer, 31 Prozent der Tatverdächtigen keinen deutschen Pass.
Doch wie damit umgehen? Resigniert bis empört auf „patriarchale Strukturen“ verweisen, reicht jedenfalls nicht. Stattdessen gilt es, hart dagegen zu halten und Frauen zu schützen. Nicht erst, wenn es zu körperlicher Gewalt kommt, sondern schon bei verbalen Übergriffen, die letztlich den gedanklichen Nährboden bieten für Gewalttaten. Dass auch die Zahl der angezeigten Taten im digitalen Raum geradezu explodiert ist, kann daher paradoxerweise sogar Hoffnung machen. Es spricht für eine gewachsene Sensibilität. Wenn der frauenfeindliche digitale Sumpf aber rechtzeitig registriert wird, kann er auch bekämpft werden.“
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