Was aussieht wie eine Schlappe für den Arbeitskampf der Berliner Erzieherinnen und Erzieher, ist vor allem eines: eine Schlappe für Verdi und die Strategie, die die Gewerkschaft in der Sache gewählt hat. Denn mit den Forderungen der Kita-Mitarbeiter kann man grundsätzlich nur sympathisieren. Der Job ist anstrengend, wegen des hohen Krankenstandes kommen Erzieher an und über ihre Grenzen. Dass diese Situation unhaltbar ist, ist Eltern und Außenstehenden klar.
Das Arbeitsgericht hat Verdi untersagt, zum unbefristeten Streik aufzurufen. Eltern, insbesondere Alleinerziehende, dürften aufatmen. Erst mal. Denn auch sie wünschen sich langfristig eine Verbesserung in den Kita-Eigenbetrieben. Ob dies aber mit Verdis Vorschlag einer Verankerung des Betreuungsschlüssels im Tarifvertrag erreicht werden kann, ist fraglich.
Kurz- oder mittelfristig ohnehin nicht. Die für die Umsetzung des Vorschlags benötigten 4000 Erzieher sind morgen und auch übermorgen nicht einsatzbereit. Und handelt es sich, wie Verdi sagt, beim Erziehermangel um ein flächendeckendes Problem? Vielmehr geht es wohl nicht in allen Kitas Berlins katastrophal zu, sondern es kommt punktuell zu Notlagen.
Das Gerichtsurteil darf dennoch nicht als Signal gewertet werden, dass die Forderungen der Kita-Mitarbeiter unbegründet seien. Ein Durchschnittslohn von 4400 Euro brutto und ein Betreuungsschlüssel von fünf zu eins sehen vor allem auf dem Papier gut aus, gehen aber an der Realität vieler Erzieher vorbei, die wegen der Belastung in Teilzeit arbeiten und immer wieder mit unzumutbaren Betreuungssituationen konfrontiert sind. Verdi und der Senat sind gefragt, eine Lösung zu verhandeln, die diesen Erziehern nachhaltig hilft.
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