Eine neue Analyse des in San Francisco ansässigen Bitcoin-Dienstleisters River bringt es auf den Punkt: Die Vereinigten Staaten haben sich – still und leise – zur globalen Bitcoin-Supermacht entwickelt. Laut der Studie kontrollieren US-Investoren, Unternehmen und öffentliche Institutionen mittlerweile rund 40 % des gesamten Bitcoin-Angebots.
In Dollar gerechnet entspricht das einem geschätzten Vermögenswert von über 790 Milliarden US-Dollar – mehr als die Marktkapitalisierung der meisten Fortune-50-Konzerne. Wäre dieser Bestand ein einzelner Vermögenswert auf einer Bilanz, würde er in der Größenordnung von Apple oder Microsoft mitspielen.
Eine Hegemonie auf mehreren Ebenen
Die River-Analyse zeigt, dass die US-Dominanz nicht nur auf reiner Coin-Besitzmenge basiert, sondern sich durch alle Bereiche des Bitcoin-Ökosystems zieht:
- 94,8 % aller Bitcoin, die weltweit von börsennotierten Unternehmen gehalten werden, liegen in den Tresoren US-amerikanischer Firmen.
- 82 % der globalen Bitcoin-Entwicklungsfinanzierung stammt aus den USA.
- Rund 70 % des Wagniskapitals, das in Bitcoin-bezogene Startups fließt, stammt von US-Investoren.
Auch bei börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETFs) liegt die Vormachtstellung bei den USA: US-ETFs halten 79,2 % aller ausstehenden Anteile in dieser Anlageklasse.
„Die USA sind zur Bitcoin-Supermacht geworden – in Besitz, Infrastruktur, Kapital und Einfluss,“ heißt es im Bericht.
Bitcoin-Hashrate: Amerika sichert das Netzwerk
Ein weiteres zentrales Element ist die sogenannte Hashrate – also die gesamte Rechenleistung, die dem Bitcoin-Netzwerk zur Verfügung steht. Diese gilt als Maßstab für Netzwerksicherheit und industrielle Beteiligung.
River schätzt, dass 36 % der weltweiten Hashrate von Mining-Farmen auf US-Boden stammt – mehr als in jedem anderen Land. Seit Anfang 2021 haben diese Miner Bitcoin im Wert von über 42,6 Milliarden US-Dollar geschürft. Ermöglicht wurde das durch über 30 Milliarden US-Dollar an Investitionen in Hardware, Stromverträge und Infrastruktur.
Mindestens 40 industrielle Mining-Standorte mit über 10 Megawatt Leistung sind in den USA aktiv – vor allem in Staaten wie Texas, Georgia, Ohio und New York. Die amerikanische Bitcoin-Branche zählt inzwischen über 150 Unternehmen mit rund 20.000 Beschäftigten.
Geografische Schwerpunkte: Bitcoin zieht in den Stromstaat
Die Karte im River-Bericht zeigt eine goldene Bitcoin-Landschaft: Hauptquartiere großer Unternehmen und Mining-Standorte ziehen sich von Washington State über den Mittleren Westen bis in die atomstrombetriebene Energiekorridor-Zone von Georgia.
Texas, Georgia, New York und Ohio bilden besonders dichte Cluster. Diese Staaten sind für ihre deregulierten Strommärkte oder kostengünstige Energiequellen bekannt – ein wichtiger Faktor für energieintensives Mining.
Staatliche Bitcoin-Bestände: Die USA liegen deutlich vorn
Ein oft übersehener Aspekt: staatlicher Bitcoin-Besitz. Laut River kontrolliert die US-Regierung rund 198.000 BTC – fast dreimal so viel wie das Vereinigte Königreich und mehr als das Zehnfache der Bestände von Ländern wie China, Nordkorea oder Bhutan.
Selbst El Salvador, das Bitcoin offiziell als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt hat, hält nur rund 6.000 BTC. Venezuela, trotz früherer Mining-Aktivitäten, kommt laut Bericht kaum über 200 Coins hinaus.
Institutionelles Engagement: Elite-Unis und Versicherer steigen ein
Was früher auf Hedgefonds und Krypto-Startups beschränkt war, ist inzwischen Teil etablierter institutioneller Portfolios:
- Universitätsstiftungen wie Yale, MIT, Harvard und Brown haben entweder direkt BTC gekauft oder sind über ETFs investiert.
- Versicherungen wie MassMutual, TIAA oder Northwestern Mutual haben Bitcoin als Langfristwert in ihre Bilanzen aufgenommen – neben Staatsanleihen und hochwertigen Unternehmensanleihen.
- Auch Hedgefonds-Größen wie Citadel, Millennium, D. E. Shaw und Mariner zählen laut River zu den bedeutenden BTC-Besitzern.
Die Daten zeigen: Die USA sind längst nicht mehr nur ein Teilnehmer im globalen Bitcoin-Netzwerk – sie sind der Tonangeber. Von Besitz über Mining bis zur Regulierung haben sich amerikanische Akteure ein dominierendes Ökosystem aufgebaut:
- Politisch: Mit wachsendem Einfluss auf die Gesetzgebung, Stablecoin-Regulierung und ETF-Zulassungen.
- Finanziell: Mit dominierenden Kapitalströmen, institutionellem Interesse und globalen Fondsbeteiligungen.
- Infrastrukturell: Mit der höchsten Hashrate, den meisten Mining-Farmen und einem dichten Netz an Bitcoin-Unternehmen.