Ein öffentlich ausgetragener Konflikt zwischen Cardano-Gründer Charles Hoskinson und dem NFT-Künstler Masato Alexander eskaliert weiter. Im Zentrum steht der Vorwurf, Hoskinson habe im Rahmen des „Allegra“-Hard-Forks im Jahr 2021 rund 318 Millionen ADA – damals etwa 619 Millionen US-Dollar – unbemerkt von Presale-Wallets in die Cardano-Treasury umgeleitet. Hoskinson weist die Anschuldigungen entschieden zurück und spricht von einer gezielten Diffamierungskampagne, die auf Aufmerksamkeit für ein Ethereum-Projekt abzielt.
Der Vorwurf: ADA aus Presale-Wallets „umgeleitet“
Masato Alexander, ein in der NFT-Szene aktiver Künstler und Entwickler, behauptet, dass während des Allegra-Upgrades ADA-Tokens aus frühen Verkaufswallets ohne klare Kommunikation in das Treasury-System von Cardano verschoben wurden. Dabei soll es sich um nicht eingelöste sogenannte ADA-Voucher gehandelt haben, die während der Presale-Phase verteilt wurden.
Alexander argumentiert, dass viele dieser Voucher niemals eingelöst wurden – nicht etwa, weil das Interesse fehlte, sondern weil das ursprüngliche Redemption-System zu komplex und unzugänglich gewesen sei, insbesondere für ältere Kleinanleger in Japan.
Charles Hoskinson hat in einer Reihe von Beiträgen auf X (ehemals Twitter) vehement Stellung bezogen. Seiner Darstellung nach handelt es sich bei den Vorwürfen um haltlose Anschuldigungen, mit denen Alexander lediglich Aufmerksamkeit für sein eigenes Projekt Akua generieren wolle – ein Ethereum-basiertes dApp-Projekt, das sich auf Prognosemärkte für Naturkatastrophen spezialisiert hat.
„Also war das alles nur eine Verleumdung, um Sichtbarkeit für ein Ethereum-Projekt zu bekommen? Man kann sich das echt nicht ausdenken“, schrieb Hoskinson und postete dazu einen Screenshot einer privaten Nachricht, in der Alexander über die Finanzierung von Akua sprach. Der veröffentlichte Screenshot löste sofort eine Reaktion von Alexander aus:
„Willst du wirklich DMs veröffentlichen, Charles? Leg sie ruhig auf den Stapel.“
Im Zuge dieser öffentlichen Konfrontation tauchte ein weiterer, bislang unbekannter Chat-Verlauf auf. Darin hatte Phil Harman, CEO von Anastasia Labs und langjähriger Cardano-Entwickler, Alexander ermutigt, eine Version von Akua für Cardano zu entwickeln. Harman zeigte sich später empört über die Veröffentlichung des Gesprächs:
„Was bringt es, meine gut gemeinte Beratung zu deinem dApp-Projekt als ‚Gotcha‘ öffentlich zu machen? Das ist einfach peinlich.“
Die technische Seite: Was passierte beim Allegra-Hard-Fork?
Laut Hoskinson ging es beim Allegra-Upgrade 2021 um die Entfernung nicht eingelöster ADA-Voucher aus dem System. Diese waren Teil der ursprünglichen Token-Zuteilung an frühe Investoren – hauptsächlich in Japan – und hätten laut Vertrag bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eingelöst werden müssen.
In einem ausführlichen Beitrag erklärte Hoskinson:
„Viele der japanischen Investoren waren ältere Menschen. Das ursprüngliche Redemption-System war für sie schwer zugänglich. Es bestand eine moralische Verpflichtung, die Methode anzupassen – und eine kommerzielle Haftung, die Einlösung abzuschließen.“
Das Allegra-Upgrade erforderte die Zustimmung von zwei der drei Genesis Key Holders, um die betreffenden Wallets aus dem System zu entfernen. Hoskinson betont, dass mehr als 99,8 % aller Voucher ordnungsgemäß eingelöst worden seien. Die restlichen 18–24 Millionen ADA seien später an Intersect, die neue, von der Community gesteuerte Governance-Organisation, gespendet worden.
Alexander widerspricht: Ihm zufolge sind nur etwa 7 Millionen ADA nachweislich bei Intersect aufgetaucht. Er sieht in der Vorgehensweise eine stillschweigende Enteignung früher Investoren – ein Rückgriff auf Netzwerkinfrastruktur ohne ausreichende Kommunikation oder Konsens. Einige Beobachter sehen in Alexanders Vorwürfen ein kalkuliertes Marketingmanöver, um Aufmerksamkeit für Akua zu erzeugen. So kommentierte Lucas (@rvcas), ein Cardano-Entwickler:
„Das Ganze ist ein PR-Stunt, um Akua im Ethereum-Ökosystem bekannt zu machen. Er hat kein echtes Interesse an Cardano, es geht nur ums Fundraising.“