Bei Ripple Apex, der zentralen Entwickler- und Partnerkonferenz des Unternehmens, standen Ripple-Präsidentin Monica Long und CEO Brad Garlinghouse im Mittelpunkt eines offenen Gesprächs. Im Fokus: Meme-Coins – ein Thema, das in der Krypto-Community ebenso fasziniert wie polarisiert. Besonders brisant: Garlinghouse nutzte die Bühne, um seine frühere harsche Kritik an Dogecoin überraschend zu relativieren.
Meme-Coins: Scam oder Innovationsmotor?
Das Gespräch startete provokant mit einer simplen Frage: „Meme-Coins – überbewertet oder unterbewertet?“ Monica Long reagierte differenziert. Viele Meme-Tokens seien auf den ersten Blick „offensichtliche Betrugsmaschen“, räumte sie ein. Doch gleichzeitig habe sich um einige von ihnen eine funktionierende Marktinfrastruktur gebildet.
Wallets, Kapitalströme und Entwicklertätigkeit – all das sei durch die Spekulation rund um Meme-Coins angestoßen worden. Long zog eine Parallele zum ICO-Hype der Jahre 2016/2017 auf Ethereum: Auch damals entstanden zunächst viele unsinnige Projekte, doch daraus wuchs ein langfristiger technologischer Fortschritt.
Garlinghouse: Von der Ablehnung zur Anerkennung von Dogecoin
Brad Garlinghouse antwortete zunächst gewohnt kritisch: „Meme-Coins sind insgesamt grob überbewertet.“ Der Ripple-CEO warf ihnen vor, das regulatorische Misstrauen gegenüber der Branche zu verstärken. Im Gegensatz zu kurzfristiger Spekulation setze Ripple auf „langfristige Entwicklungen für reale Anwendungen“.
Doch dann kam der überraschende Teil: Garlinghouse nahm frühere Aussagen über Dogecoin zurück. Er erinnerte sich, wie er den Coin einst offen verspottet hatte:
„Dogecoin? Es wurde als Witz erschaffen… und das Logo ist im Grunde ein Haufen Mist.“
Der Grund für seinen Meinungsumschwung? Nicht etwa bessere Fundamentaldaten – sondern die Marktrealität, die Elon Musk geschaffen hat. „Ich habe mich geirrt,“ sagte Garlinghouse. „Elon Musk hat Dogecoin so viel Liquidität gegeben, dass es nicht mehr verschwinden wird. Es ist jetzt Teil des Ökosystems.„
„Chaos und Brillanz zugleich“: Doge als Krypto-Paradoxon
Trotz der Revidierung seiner Haltung betonte Garlinghouse, dass der Großteil der Meme-Coins weiterhin nichts weiter als „schnelle Geldmacherei und potenzielle Rug Pulls“ sei. Diese Projekte schadeten dem Ansehen der gesamten Branche, insbesondere bei Regulierungsbehörden. Als Beispiel nannte er die US-Senatorin Elizabeth Warren, die Meme-Coins regelmäßig als abschreckendes Beispiel heranziehe.
Gleichzeitig erkannte er jedoch an, dass Dogecoin eine Sonderrolle einnimmt: „Doge ist beides – Chaos und Brillanz.“ Für Garlinghouse zeigt die Geschichte des Coins, dass „Liquidität Liquidität erzeugt“ – also je mehr Kapital ein Projekt anzieht, desto schwerer wird es, diese Dynamik zu stoppen oder zu kopieren.
Monica Long schloss sich dieser Sichtweise an, ging aber noch weiter: Selbst zweifelhafte Token könnten technologische Experimentierräume schaffen, aus denen langfristige Innovationen entstehen. Meme-Coins fungieren somit nicht nur als Spekulationsobjekte, sondern auch als Testlabore für neue Anwendungen und Nutzungsmuster.
Dogecoin bleibt – auch ohne Substanz
Garlinghouse beharrt weiterhin darauf, dass Meme-Coins als Kategorie überbewertet sind. Doch sein Eingeständnis gegenüber Dogecoin ist bemerkenswert. Was er einst als reinen Witz abtat, erkennt er nun als dauerhaften Bestandteil des Krypto-Ökosystems an. Diese Entwicklung zeigt, dass sich selbst erfahrene Akteure im Angesicht unvermeidbarer Marktkräfte und Netzwerkeffekte neu positionieren müssen.
In einer Branche, in der fundamentale Überzeugungen oft mit spekulativen Realitäten kollidieren, offenbart die Debatte um Meme-Coins einen tieferen Konflikt zwischen Idealismus und Pragmatismus – und Dogecoin steht genau an dieser Schnittstelle.