Der ehemalige BitMEX-CEO Arthur Hayes sieht Bitcoin (BTC) auf dem direkten Weg zu einem neuen Allzeithoch. In einem ausführlichen Marktkommentar vom 23. April führt Hayes die aktuelle Marktlage auf ein Zusammenspiel geopolitischer Spannungen, steigender Volatilität im Anleihemarkt und einem unterschätzten Liquiditätskanal zurück: den Rückkauf von US-Staatsanleihen durch das Finanzministerium. Seiner Einschätzung nach steht eine Phase expansiver Liquidität bevor, die Bitcoin – ähnlich wie in früheren Zyklen – massiv befeuern könnte.
US-Handelskrieg als Katalysator für Marktvolatilität
Hayes beginnt seine Analyse mit einem Rückblick auf die jüngsten politischen Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump. Die Ankündigung massiver Importzölle gegenüber China habe zu einer Schockwelle an den Märkten geführt. Insbesondere im Anleihemarkt zeigte sich die Unsicherheit deutlich: Der sogenannte MOVE-Index, ein Indikator für die Volatilität im US-Rentenmarkt, stieg auf fast historische Höchststände.
Die Regierung reagierte prompt – unter anderem mit einem Strategiewechsel im US-Schuldenmanagement. Im Fokus: das wiederbelebte Rückkaufprogramm des US-Finanzministeriums, das laut Hayes zu einer versteckten Liquiditätsflut führen könnte.
Rückkaufprogramm als „verdeckte Lockerung“?
Hayes beschreibt das Vorgehen als „cash-neutral“ – auf dem Papier wird kein neues Geld geschaffen. Das Finanzministerium nimmt neue Anleihen auf und nutzt die Einnahmen, um ältere, weniger liquide Anleihen zurückzukaufen. Doch genau dieser Mechanismus hat laut Hayes tiefgreifende Auswirkungen auf die Liquidität der Märkte.
Im Zentrum steht der sogenannte Basis-Trade: Hedgefonds kaufen reale Anleihen und verkaufen gleichzeitig Futures auf diese Papiere. Durch die Rückkäufe steigen die Preise der „off-the-run“-Anleihen, was den Fonds Gewinne einbringt, die wiederum reinvestiert werden. Ein selbstverstärkender Kreislauf entsteht – mit positiver Wirkung auf die Liquidität im Finanzsystem.
Hayes argumentiert, dass diese verbesserte Liquidität zwar nicht offiziell als Quantitative Easing (QE) gelte, aber dennoch die gleiche Wirkung habe: Sie beflügelt risikobehaftete Anlagen – allen voran Bitcoin.
Parallelen zum Bitcoin-Bullenmarkt 2022/2023
Zur Untermauerung seiner These zieht Hayes eine historische Parallele: Im dritten Quartal 2022 habe Ex-Finanzministerin Janet Yellen durch den gezielten Einsatz kurzfristiger Schatzwechsel Kapital aus dem Reverse-Repo-Markt abgezogen. Das Ergebnis war ein plötzlicher Liquiditätsüberschuss, auf den Bitcoin mit einem sechsfachen Kursanstieg reagierte.
Hayes erkennt ähnliche Rahmenbedingungen in der aktuellen Lage. Bitcoin sei bereits von seinem Korrekturtief bei rund 74.500 US-Dollar auf über 87.000 US-Dollar gestiegen. Sollte sich die Ausweitung der Defizite fortsetzen und das Finanzministerium das Rückkaufprogramm hochfahren, sieht Hayes Kursziele von 110.000 US-Dollar als kurzfristig erreichbar – langfristig sogar bis zu 200.000 US-Dollar.
Für Hayes ist klar: Die politische Großwetterlage – Handelskrieg, fiskalische Expansion und Rückkaufprogramme – schafft ein ideales Umfeld für Bitcoin. Zwar hänge die Umsetzung der Prognose von der weiteren geldpolitischen Entwicklung ab, doch der strukturelle Trend sei eindeutig: Die Märkte werden mit Liquidität versorgt, und Bitcoin dient dabei als Absicherungsinstrument gegen Fiat-Entwertung.
Zudem betont Hayes, dass Bitcoin von dieser Entwicklung stärker profitieren werde als Tech-Aktien. Zwar zeige BTC derzeit noch eine gewisse Korrelation zu wachstumsorientierten Titeln, doch mit zunehmender geldpolitischer Divergenz werde sich Bitcoin wieder als „digitales Gold“ etablieren – unabhängig vom Aktienmarkt.
Kommt danach die Altcoin-Saison?
Obwohl Hayes den Fokus klar auf Bitcoin legt, deutet er an, dass bei einem klaren Ausbruch über 110.000 US-Dollar auch eine Rotation in Altcoins wahrscheinlich sei. Dabei würden vor allem Projekte mit realen Cashflows und attraktiven Staking-Möglichkeiten in den Fokus institutioneller Investoren rücken.
Er betont jedoch: Solange die nächste Welle expansiver Liquidität anrollt, bleibt Bitcoin der Hauptnutznießer – nicht zuletzt, weil BTC am direktesten auf die geldpolitische Großlage reagiert.
Hayes’ Analyse stellt Bitcoin als ersten Profiteur der neuen geldpolitischen Realität dar. Sollte sich das Rückkaufprogramm des US-Finanzministeriums tatsächlich als dauerhafte Liquiditätsquelle etablieren, könnte Bitcoin erneut in einen parabolischen Aufwärtstrend übergehen – mit neuen Allzeithochs als realistischem Ziel.