Fortschritte in der Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs
Münster (ots)
Um die Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr zügig voranzutreiben, ist ein entschlossenes politisches Handeln zur Förderung alternativer Kraftstoffe unerlässlich. Johannes Joslowski, verantwortlich für Neue Energie bei der AGRAVIS Raiffeisen AG in Münster, hebt hervor: „Biogene Kraftstoffe wie CNG und LNG aus Biomethan sowie HVO stellen derzeit die beste Option zu fossilen Brennstoffen für den Gütertransport dar.“
Nicht nur Elektro- und Wasserstoffantriebe im Blickfeld
Die AGRAVIS betreibt unter anderem Tankstellen und ist somit als Inverkehrbringer von fossilen Brennstoffen verpflichtet, die CO2-Emissionen im Rahmen der Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) zu minimieren.
Für die Erreichung der Klimaziele ist eine Offenheit für verschiedene Technologien im Verkehrssektor notwendig, fordert Joslowski. „Der ausschließlich auf Elektro- und Wasserstofffahrzeuge ausgerichtete Ansatz ist technologisch gesehen für das kommende Jahrzehnt unrealistisch“, so der Experte für Energiefragen. Er appelliert an die EU, ihre stark ideologisch geprägte Null-Emissions-Strategie zu überdenken, die ausschließlich auf diese beiden Antriebsarten setzt.
Kritik am Vorschlag der EU-Kommission
Der jüngste Vorschlag der EU-Kommission zur Mautbefreiung für Lkw ist aus Joslowskis Sicht unzureichend. Die Brüsseler Behörde plant, bis 2031 nur Elektro- und Wasserstoff-Lkw von der Maut zu befreien, während biogene Kraftstoffe außen vor bleiben. Dabei sind Antriebstechnologien wie Bio-LNG und Bio-CNG im Schwerlastverkehr bereits seit Jahren erprobt und bewährt. Eine Mautbefreiung oder gezielte Förderprogramme ähnlich den Regelungen für Elektro- und Wasserstofffahrzeuge könnten den Marktzugang für Gasfahrzeuge erleichtern und schnell signifikante Fortschritte in der Energieumstellung bewirken. Joslowski fordert daher die Parlamente in Berlin und Brüssel auf, sich für sinnvolle klimafreundliche Lösungen einzusetzen.
Den Markt für alternative Kraftstoffe sichern
Des Weiteren ist es entscheidend, den Preis für die THG-Quoten zu stabilisieren und den Markt für alternative Kraftstoffe zu schützen. Hierbei sollte umgehend aus den Erfahrungen des betrügerischen Missbrauchs von Treibhausgaszertifikaten gelernt werden, der einen massiven Preisverfall zur Folge hatte. Joslowski spricht sich zudem dafür aus, die Mehrfachanrechnung für fortschrittliche Kraftstoffe abzuschaffen und die THG-Minderungsverpflichtungen signifikant zu erhöhen sowie bis 2040 zu verlängern. Diese Punkte finden sich auch im aktuellen Referentenentwurf der Bundesregierung wieder.
Jüngst hat sich auch der Bundesverband EnergieMittelstand e.V. dafür eingesetzt, neben Elektro- und Wasserstoffantrieb auch weitere alternative Kraftstoffe stärker in den Fokus für die Verkehrswende zu rücken.