Bitcoin steht wieder im Rampenlicht – nicht wegen eines neuen Höchststands, sondern wegen seiner auffälligen Stabilität inmitten wirtschaftlicher Unsicherheiten. Die Federal Reserve hat die Zinsen nicht gesenkt, obwohl viele Investoren darauf gehofft hatten. Was das für Bitcoin, Ethereum und den gesamten Kryptomarkt bedeutet, analysieren wir in diesem Artikel.
Fed belässt Zinsen unverändert – Märkte bleiben nervös
Die US-Notenbank hat ihre Leitzinsen in der erwarteten Spanne von 4,25 % bis 4,50 % belassen. Diese Entscheidung kam wenig überraschend, da laut CME FedWatch Tool mehr als 99 % der Marktteilnehmer genau damit gerechnet hatten.
Trotzdem waren die Reaktionen an den Märkten vorsichtig. Bitcoin zeigte sich unmittelbar nach der Entscheidung weitgehend stabil, notierte aber rund fünf Prozent unter seinem Rekordhoch, das erst vor wenigen Wochen erreicht wurde. Auch Ethereum und Solana verharrten in engen Handelsspannen.
Bitcoin Fear and Greed Index is 57 ~ Greed
Current price: $104,993 pic.twitter.com/a9z4bHh3hp— Bitcoin Fear and Greed Index (@BitcoinFear) June 19, 2025
Inflation sinkt, doch Fed bleibt vorsichtig
Zwar lieferte die US-Wirtschaft zuletzt überraschend gute Inflationsdaten. So stieg der Verbraucherpreisindex im Mai nur um 0,1 %, was einer Jahresrate von 2,4 % entspricht – nahe dem Zielwert der Fed.
Dennoch sah sich die Notenbank nicht zu einer Zinssenkung veranlasst. In ihrer Stellungnahme betonte sie, dass die wirtschaftliche Unsicherheit weiterhin hoch sei. Besonders die Auswirkungen geopolitischer Konflikte und handelspolitischer Risiken blieben schwer einzuschätzen.
Bitcoin Markt wartet auf Signal der Entspannung
Krypto-Investoren hatten auf ein klares Signal gehofft, dass Zinssenkungen in greifbare Nähe rücken. Denn niedrigere Zinsen bedeuten mehr Liquidität – ein Umstand, der Bitcoin traditionell beflügelt.
Stattdessen setzte Fed-Chef Jerome Powell auf rhetorische Zurückhaltung. Er betonte, dass zwar positive Entwicklungen erkennbar seien, aber noch keine Entwarnung gegeben werden könne. Die Fed werde die Datenlage weiter beobachten und flexibel reagieren.
Geopolitische Spannungen sorgen für zusätzliche Unsicherheit
Neben der Zinsfrage belasten auch globale Spannungen die Märkte. Insbesondere der eskalierende Konflikt zwischen Israel und Iran sorgt für Unruhe. Die Sorge vor einem größeren militärischen Engagement der USA ist groß.
Die Konsequenz zeigt sich nicht nur in der allgemeinen Marktnervosität, sondern auch im Rohstoffsektor. Der Ölpreis, gemessen an Brent Crude, stieg am Dienstag um vier Prozent auf über 75 Dollar – der höchste Stand seit Februar.
Bitcoin als Krisenwährung? Nur bedingt
Bitcoin wird oft als digitales Gold bezeichnet – eine Art Absicherung in Krisenzeiten. Doch aktuell zeigt sich, dass auch Kryptowährungen anfällig für makroökonomische Risiken sind.
Zwar bleibt der Bitcoin-Kurs relativ stabil, doch das Vertrauen ist brüchig. Sollte die Fed eine längere Zinspause einlegen oder gar verschärfen, könnten Bitcoin und andere risikobehaftete Assets unter Druck geraten.
Altcoins hinken Bitcoin deutlich hinterher
Während Bitcoin seine Position halbwegs halten kann, zeigen sich Altcoins wie Ethereum und Solana deutlich schwächer. Ethereum bewegte sich kaum, Solana legte leicht zu – doch das große Bild bleibt schwach.
Vor allem sogenannte High-Beta-Coins leiden unter dem engen Liquiditätsumfeld. Analysten erwarten, dass Altcoins bei einem dovishen Fed-Signal zwar stark aufholen könnten, doch aktuell bleiben viele Investoren vorsichtig.
Trump mischt sich ein – Druck auf die Fed wächst
Auch politisch wird die Geldpolitik der Fed zunehmend zur Zielscheibe. Ex-Präsident Donald Trump kritisierte die Entscheidung scharf und nannte Fed-Chef Powell „dumm“. Er forderte Zinssenkungen, da es seiner Meinung nach keine inflationsbedingte Notwendigkeit mehr für den aktuellen Kurs gebe.
Die Fed hingegen betont ihre Unabhängigkeit. Powell erklärte, man werde sich nicht von politischem Druck leiten lassen, sondern ausschließlich auf wirtschaftliche Daten reagieren. Diese Aussagen sollen Vertrauen schaffen, sorgen aber auch für eine gewisse Unsicherheit über die künftige Ausrichtung.
Was Bitcoin Anleger jetzt erwarten können
Laut Alice Liu von CoinMarketCap hängt die weitere Entwicklung stark davon ab, wie sich die Fed in den kommenden Wochen positioniert. Ein Hinweis auf mögliche Zinssenkungen im Herbst könnte einen neuen Bitcoin-Schub auslösen.
Sollte jedoch weiterhin Zurückhaltung dominieren, droht ein Rückfall auf die wichtige Unterstützung bei 91.500 US-Dollar. Auch Altcoins könnten dann weiter an Boden verlieren, da ihnen die Liquidität fehlt, um nachhaltig zu steigen.
Liquidität als Schlüssel zur nächsten Bitcoin-Rallye
Ein entscheidender Faktor für die weitere Entwicklung von Bitcoin und Co. bleibt die globale Liquiditätslage. Historisch gesehen profitiert der Kryptomarkt stark von expansiver Geldpolitik, die mehr Kapital in risikoreiche Anlagen lenkt.
Sollte die Fed also doch bald eine lockerere Gangart einschlagen, könnte dies einen neuen Aufschwung einleiten. Analysten erwarten in diesem Fall eine deutliche Kurserholung, bei der Bitcoin erneut die Marke von 110.000 US-Dollar ins Visier nehmen könnte – getrieben von neuem Anlegervertrauen und verstärkter Nachfrage.