Berlin/Bonn (ots)
Die deutsche Lebensmittelindustrie sieht sich im internationalen Handel mit zunehmenden bürokratischen Hürden konfrontiert. Der aktuelle Exportindikator 2025, erstellt von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) in Kooperation mit der AFC Management Consulting GmbH, zeigt, dass Bürokratie und komplizierte Vorschriften den Zutritt zu Märkten erheblich erschweren. Die Studie, die vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) unterstützt wird, liefert alarmierende Ergebnisse: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (54 %) hat in den letzten zwölf Monaten Exporthindernisse erlebt – hauptsächlich wegen bürokratischer Anforderungen (22 %) und unrentabler Exportbedingungen (17 %). Besonders betroffen sind die Sektoren Molkereiprodukte, Fleischwaren sowie alkoholfreie Getränke.
Aktuell bewertet die deutsche Ernährungsindustrie die Exportbedingungen im Frühjahr 2025 mit einem Plus von 17 Prozentpunkten, was einen Rückgang um 8 Punkte im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Während die gegenwärtige Geschäftslage auf den Exportmärkten mit einem Saldo von Plus 25 Prozentpunkten als stabil gilt, haben sich die Erwartungen für die nächsten sechs Monate erheblich verschlechtert: Sie belaufen sich nur noch auf Plus 9 Prozentpunkte – ein Rückgang um 16 Punkte gegenüber 2024.
„Die derzeitige Geschäftssituation der Ernährungsindustrie zeigt eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Dennoch verursachen zunehmende geopolitische Spannungen, steigende Kosten und eine komplizierte Gesetzgebung Unsicherheiten für die nahen Zukunft“, erklärt Anselm Elles, geschäftsführender Gesellschafter der AFC Consulting Group. „Die Unternehmen stehen vor der Aufgabe, sich in einem sich schnell verändernden wirtschaftlichen Umfeld neu zu orientieren.“
Exports bleiben für viele Unternehmen eine wesentliche Säule ihrer Wirtschaft, sind jedoch zunehmend durch strukturelle Herausforderungen beeinträchtigt. Die Erschließung neuer Märkte im Ausland erweist sich laut der Studie für zahlreiche Unternehmen als zeit- und kostenintensiv. 56 Prozent der befragten Firmen berichten von gestiegenen Kosten bei der Märkterschließung innerhalb der EU, während dieser Anteil in Drittländern sogar 63 Prozent beträgt. Zudem geben 37 Prozent an, dass sich der zeitliche Aufwand außerhalb der EU erhöht hat.
Die potenziellen Unsicherheiten bezüglich möglicher US-Zölle könnten den internationalen Handel zusätzlich negativ beeinflussen. Ein Viertel der befragten Unternehmen rechnet im Falle der Einführung solcher Zölle mit erheblichen bis starken Umsatzrückgängen. Die Meinungen zu möglichen Gegenmaßnahmen der EU fallen optimistischer aus: 76 Prozent erwarten keine Auswirkungen auf ihre Umsätze, während 16 Prozent mit leichten bis signifikanten Einbußen rechnen.
„Die deutschen Lebensmittelhersteller sind international gut aufgestellt – aber die globalen Rahmenbedingungen ändern sich rasant. Politische Unsicherheiten und steigende Anforderungen in den Auslandsmärkten erschweren den Marktzugang“, betont Olivier Kölsch, Geschäftsführer der BVE. „Unsere Unternehmen benötigen jetzt mehr denn je zuverlässige Rahmenbedingungen, um ihre Stärken – Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit – auch international entfalten zu können. Dies kann nur gelingen, wenn Wirtschaft und Politik zusammenarbeiten und die Diversifizierung der internationalen Handelsbeziehungen der deutschen Ernährungsindustrie gemeinsam vorantreiben.“
Trotz aller Herausforderungen sehen viele Unternehmen optimistisch in die Zukunft und erkennen neue Möglichkeiten durch technologische Fortschritte. Der digitale Außenhandel wird zunehmend als Schlüssel zur internationalen Expansion betrachtet: Aktuell nutzen lediglich 22 Prozent der Unternehmen aktiv B2B-E-Commerce-Plattformen, doch 55 Prozent sehen die Bedeutung digitaler Vertriebskanäle bereits anwachsen, insbesondere zur Erschließung neuer Partner in Drittländern.
Bei der geografischen Expansion steht die Diversifikation der Absatzmärkte im Vordergrund. Rund ein Drittel der Unternehmen plant die Erschließung neuer Exportmärkte, wobei das Augenmerk auf EU-Ländern außerhalb des DACH-Raums sowie auf Brasilien, China, Australien und Südostasien gerichtet ist. Entscheidend sind die dortigen Marktdynamiken und das langfristige Wachstumspotenzial.
Den Exportindikator 2025 und die Pressemitteilung als PDF finden Sie hier: www.bve-online.de
Der Exportindikator der deutschen Ernährungsindustrie wird gefördert durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat.
Pressekontakt:
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE)
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Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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